Schön, geheimnisvoll und mittelalterlich. In Waidhofen
an der Ybbs, der „Stadt der Türme", erzählt jede Ecke eine andere, spannende
Geschichte.
Schloss von Ybbs (unten)
Die Türme verleihen Waidhofen an der Ybbs ein
außergewöhnliches Stadtbild, für den außergewöhnlichen Platz, den die Stadt
innerhalb Europas hatte, war aber etwas anderes verantwortlich: das Eisen. Als
im 12. Jahrhundert am steirischen Erzberg mit dem Abbau von Eisenerz begonnen
wurde, schossen in Waidhofen die Schmiedebetriebe nur so aus dem Boden. 200
Betriebe waren es ein paar Jahrhunderte später. Waidhofen stand in seiner
Hochblüte und konnte bestenfalls noch von Steyr in seinem Rang als Zentrum der
Eisenverarbeitung gefährdet werden. Mit Fug und Recht prägte man für Waidhofen
damals den Satz: „Ferrum chalybsque urbis nutrimenta" – Eisen und Stahl ernähren
die Stadt.
Die Waidhofner betrieben nicht nur im gesamten
Habsburgerreich regen Handel, sondern lieferten auch nach Venedig und in den
Vorderen Orient. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde in der Region Eisenwurzen ein
Fünftel der europäischen Eisenproduktion abgewickelt! Noch heute schein es, als
würde jedes einzelne der mittelalterlichen Gebäude in der Innenstadt seine
eigene Geschichte erzählen. Auch, wenn nicht mehr alles vom mittelalterlichen
Glanz die Zeiten überdauert hat. Etwa die 13 Türme, die der Freisinger Bischof
Berthold von Wehingen Ende des 14. Jahrhunderts entlang der Stadtmauern erbauen
ließ. Um jedoch der „Stadt der Türme" ihren unverwechselbaren Charakter zu
verleihen, ist noch genug von ihnen übrig geblieben.
Stock im Eisen
An Waidhofens Blütezeit erinnert auch die spätgotische
Stadtpfarrkirche, in der unter anderem zwei Bilder des Barockmalers Kremser
Schmidt zu bewundern sind. Die gotische Messerermonstranz gilt als das
wertvollste Kunstwerk Waidhofens – und wird deshalb gehütet wie ein Schatz. Nur
einmal im Jahr, bei der Fronleichnamsprozession, ist das Stück öffentlich zu
sehen. Der Öffentlichkeit sehr wohl zugänglich ist Schloss Rothschild,
Schauplatz der NÖ Landesausstellung 2007 Feuer & Erde.
Die – auch im wahrsten Sinne des Wortes – reiche Geschichte
von Waidhofen, verleitet auch die Besucher immer wieder in Erinnerungen zu
schwelgen. Zum Beispiel bei einem Schmiedekurs in der alten Schmiede. Der Umgang
mit Hammer, Amboss, Eisen und Feuer will schließlich gelernt sein. Von alten,
oftmals ein bisschen schaurigen Geschichten erzählt der Waidhofner Nachtwächter.
„Hört ihr Leute, lasst euch sagen!" Die nächtlichen Touren durch den
mittelalterlichen Stadtkern erzählen vom aufregendem Leben jener Männer, die
seinerzeit neben der Feuerwache für Ruhe und Sicherheit innerhalb der
Stadtmauern sorgten. Wer es noch aufregender liebt, kann in Waidhofen aber auch
die Kunst des Feuerlaufens erlernen – und über 700- 900 Grad heiße Kohen gehen.
Jenen, die überzeugt sind, dass man mit Hitze weitaus besseres anfangen kann,
als drüberzulaufen, seien Kochkurse in der Schwarzen Kuchl ans Herz gelegt.
Wieder andere werden sich bei Jonglierkursen oder Floßbauseminaren wohl fühlen.
Auch die zählen zum Angebot der Stadt, die es geschafft hat mittelalterliches
Flair und zeitgemäße Unterhaltung an einem Ort zu vereinen.
Schloss von Zeller Brücke aus
5 Elemente – eine Ausstellung
Ab 28. April 2008 im Rothschildschloss von Waidhofen an der
Ybbs
Die fünf Elemente Feuer, Wasser, Erde, Holz und Metall
bestimmen das Leben in der Eisenwurzen. Man findet sie hier in einem
ungewöhnlich harmonischen Gleichgewicht, das seine Spuren in der Landschaft und
im kulturellen Erbe hinterlässt. Dabei symbolisieren die Elemente auch
Kreisläufe des Lebens und sind Erklärungsmodelle zu Macht, Herrschaft oder
Religion. Die Geschichte der Stadt Waidhofen spiegelt dieses Erbe wider und
präsentiert sich in der neuen Regionalausstellung „5 Elemente".
Erde: Die Erde ist das Element, das die anderen Elemente
hervorbringt. Sie ernährt den Menschen, gibt ihre Rohstoffe und am Ende kehrt
der Mensch zu ihr zurück. Der Kreislauf des Lebens und die Bedeutung dieses
Elements als Nahrungsquelle für die Region Eisenwurzen werden im ersten
Präsentationsraum dargestellt.
Türme
Metall: Das Eisen ist das Metall, das der Region ihren
Namen gab. Über Jahrhunderte war die Eisenwurzen der wichtigste Eisenproduzent
und Verarbeiter in Europa und Waidhofen sein Hauptort. Wertvolle Metallarbeiten
und Zeugnisse der Schmiedezünfte geben einen Überblick über die Bedeutung des
Eisens für die kriegerische Eroberung und friedliche Nutzung eines Landes.
Feuer: Die Kontrolle des Feuers war ein wichtiger Schritt
in der Entstehung menschlicher Kulturen und Zivilisationen. Von der primitiven
Feuerstelle bis zum gebändigten Feuer der modernen Energieversorgung legten die
Menschen einen weiten Weg zurück. Doch Feuer verkörpert auch Zerstörung durch
Brand und Krieg, sowie Aufklärung und religiöse Erleuchtung. Bewundern sie die
feurigen Dokumente der unruhigen Waidhofner Geschichte.
Unterer Stadtplatz Vroni Erb
Holz: Der Wald war der Reichtum der Eisenwurzen. Die
Holzkohle für die Schmiedefeuer, aber auch das Brennmaterial für Berufe, wie
Seifensieder, Bäcker oder Zinngießer waren die Zentralressource für ein
funktionierendes Wirtschaftssystem. Auch als Werkstoff zur Möbelerzeugung und
Freizeitgestaltung war das Holz wichtig. Unsere Museumswelt präsentiert Ihnen
die schönsten Beispiele hölzerner Handwerkskunst.
Wasser: Noch heute bestimmt das Wasser die Geschicke der Stadt. Als Leben
spendendes Trinkwasser wird es in der Zukunft eine entscheidende Rolle spielen.
Die Ybbs war als Lebensader der Stadt Transportweg und Energielieferant und ist
heute Erholungsraum für Stressgeplagte. Doch nach wie vor stellt der Fluss auch
seine Zerstörungskraft durch die jährlichen Hochwasser unter Beweis. Besuchen
Sie daher unsere Wasserwelt, die die Bedeutung des Wassers für die Stadt
aufzeigt und mit spielerischen Schaustücken kombiniert, um die verschiedenen
Seiten des Elements zu beleuchten.n