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So jung kann das Mittelalter sein!

Susanne LANGWIESER

Schön, geheimnisvoll und mittelalterlich. In Waidhofen an der Ybbs, der „Stadt der Türme", erzählt jede Ecke eine andere, spannende Geschichte.

Schloss von Ybbs (unten)

Die Türme verleihen Waidhofen an der Ybbs ein außergewöhnliches Stadtbild, für den außergewöhnlichen Platz, den die Stadt innerhalb Europas hatte, war aber etwas anderes verantwortlich: das Eisen. Als im 12. Jahrhundert am steirischen Erzberg mit dem Abbau von Eisenerz begonnen wurde, schossen in Waidhofen die Schmiedebetriebe nur so aus dem Boden. 200 Betriebe waren es ein paar Jahrhunderte später. Waidhofen stand in seiner Hochblüte und konnte bestenfalls noch von Steyr in seinem Rang als Zentrum der Eisenverarbeitung gefährdet werden. Mit Fug und Recht prägte man für Waidhofen damals den Satz: „Ferrum chalybsque urbis nutrimenta" – Eisen und Stahl ernähren die Stadt.

Die Waidhofner betrieben nicht nur im gesamten Habsburgerreich regen Handel, sondern lieferten auch nach Venedig und in den Vorderen Orient. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde in der Region Eisenwurzen ein Fünftel der europäischen Eisenproduktion abgewickelt! Noch heute schein es, als würde jedes einzelne der mittelalterlichen Gebäude in der Innenstadt seine eigene Geschichte erzählen. Auch, wenn nicht mehr alles vom mittelalterlichen Glanz die Zeiten überdauert hat. Etwa die 13 Türme, die der Freisinger Bischof Berthold von Wehingen Ende des 14. Jahrhunderts entlang der Stadtmauern erbauen ließ. Um jedoch der „Stadt der Türme" ihren unverwechselbaren Charakter zu verleihen, ist noch genug von ihnen übrig geblieben.

Stock im Eisen

An Waidhofens Blütezeit erinnert auch die spätgotische Stadtpfarrkirche, in der unter anderem zwei Bilder des Barockmalers Kremser Schmidt zu bewundern sind. Die gotische Messerermonstranz gilt als das wertvollste Kunstwerk Waidhofens – und wird deshalb gehütet wie ein Schatz. Nur einmal im Jahr, bei der Fronleichnamsprozession, ist das Stück öffentlich zu sehen. Der Öffentlichkeit sehr wohl zugänglich ist Schloss Rothschild, Schauplatz der NÖ Landesausstellung 2007 Feuer & Erde.

Die – auch im wahrsten Sinne des Wortes – reiche Geschichte von Waidhofen, verleitet auch die Besucher immer wieder in Erinnerungen zu schwelgen. Zum Beispiel bei einem Schmiedekurs in der alten Schmiede. Der Umgang mit Hammer, Amboss, Eisen und Feuer will schließlich gelernt sein. Von alten, oftmals ein bisschen schaurigen Geschichten erzählt der Waidhofner Nachtwächter. „Hört ihr Leute, lasst euch sagen!" Die nächtlichen Touren durch den mittelalterlichen Stadtkern erzählen vom aufregendem Leben jener Männer, die seinerzeit neben der Feuerwache für Ruhe und Sicherheit innerhalb der Stadtmauern sorgten. Wer es noch aufregender liebt, kann in Waidhofen aber auch die Kunst des Feuerlaufens erlernen – und über 700- 900 Grad heiße Kohen gehen. Jenen, die überzeugt sind, dass man mit Hitze weitaus besseres anfangen kann, als drüberzulaufen, seien Kochkurse in der Schwarzen Kuchl ans Herz gelegt. Wieder andere werden sich bei Jonglierkursen oder Floßbauseminaren wohl fühlen. Auch die zählen zum Angebot der Stadt, die es geschafft hat mittelalterliches Flair und zeitgemäße Unterhaltung an einem Ort zu vereinen.

 

Schloss von Zeller Brücke aus

5 Elemente – eine Ausstellung

Ab 28. April 2008 im Rothschildschloss von Waidhofen an der Ybbs

Die fünf Elemente Feuer, Wasser, Erde, Holz und Metall bestimmen das Leben in der Eisenwurzen. Man findet sie hier in einem ungewöhnlich harmonischen Gleichgewicht, das seine Spuren in der Landschaft und im kulturellen Erbe hinterlässt. Dabei symbolisieren die Elemente auch Kreisläufe des Lebens und sind Erklärungsmodelle zu Macht, Herrschaft oder Religion. Die Geschichte der Stadt Waidhofen spiegelt dieses Erbe wider und präsentiert sich in der neuen Regionalausstellung „5 Elemente".

Erde: Die Erde ist das Element, das die anderen Elemente hervorbringt. Sie ernährt den Menschen, gibt ihre Rohstoffe und am Ende kehrt der Mensch zu ihr zurück. Der Kreislauf des Lebens und die Bedeutung dieses Elements als Nahrungsquelle für die Region Eisenwurzen werden im ersten Präsentationsraum dargestellt.

 

Türme

Metall: Das Eisen ist das Metall, das der Region ihren Namen gab. Über Jahrhunderte war die Eisenwurzen der wichtigste Eisenproduzent und Verarbeiter in Europa und Waidhofen sein Hauptort. Wertvolle Metallarbeiten und Zeugnisse der Schmiedezünfte geben einen Überblick über die Bedeutung des Eisens für die kriegerische Eroberung und friedliche Nutzung eines Landes.

Feuer: Die Kontrolle des Feuers war ein wichtiger Schritt in der Entstehung menschlicher Kulturen und Zivilisationen. Von der primitiven Feuerstelle bis zum gebändigten Feuer der modernen Energieversorgung legten die Menschen einen weiten Weg zurück. Doch Feuer verkörpert auch Zerstörung durch Brand und Krieg, sowie Aufklärung und religiöse Erleuchtung. Bewundern sie die feurigen Dokumente der unruhigen Waidhofner Geschichte.

Unterer Stadtplatz Vroni Erb

Holz: Der Wald war der Reichtum der Eisenwurzen. Die Holzkohle für die Schmiedefeuer, aber auch das Brennmaterial für Berufe, wie Seifensieder, Bäcker oder Zinngießer waren die Zentralressource für ein funktionierendes Wirtschaftssystem. Auch als Werkstoff zur Möbelerzeugung und Freizeitgestaltung war das Holz wichtig. Unsere Museumswelt präsentiert Ihnen die schönsten Beispiele hölzerner Handwerkskunst.

Wasser: Noch heute bestimmt das Wasser die Geschicke der Stadt. Als Leben spendendes Trinkwasser wird es in der Zukunft eine entscheidende Rolle spielen. Die Ybbs war als Lebensader der Stadt Transportweg und Energielieferant und ist heute Erholungsraum für Stressgeplagte. Doch nach wie vor stellt der Fluss auch seine Zerstörungskraft durch die jährlichen Hochwasser unter Beweis. Besuchen Sie daher unsere Wasserwelt, die die Bedeutung des Wassers für die Stadt aufzeigt und mit spielerischen Schaustücken kombiniert, um die verschiedenen Seiten des Elements zu beleuchten.n

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