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Die Maisel-Synagoge in
Prag
Tina WALZER
Die Maisel-Synagoge befindet sich in der Prager
Judenstadt, Josefov, in der Maisel Straße 10. Sie wurde vom berühmten
Bürgermeister der Prager jüdischen Gemeinde Mordechai Maisel 1591/92 nach den
Plänen von Juda Tzoref Goldschmied de Herz und Josef Wahl erbaut. Das Gebäude im
Renaissance-Stil war mit 20 Pfeilern gestaltet und zu seiner Zeit die größte
Synagoge Prags. 1689 wurde die Maisel-Synagoge bei einem Brand des Stadtviertels
zerstört und umgehend wieder aufgebaut, diesmal allerdings im Barockstil, etwas
kleiner und mit einem Tonnengewölbe versehen. In den Seitenschiffen wurden
Emporen eingefügt. Der Architekt J. M. Wertmüller baute die Synagoge in den
Jahren 1862 bis 1864 nochmals um, Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie von Alfred
Grotte im neogotischen Stil gestaltet. Während des 2. Weltkrieges diente die
Maisel-Synagoge im Zuge der Errichtung eines „Jüdischen Zentralmuseums der SS in
Prag" als Depot für geraubtes jüdisches Eigentum. Seit 1955 wird das Gebäude vom
Jüdischen Museum Prag verwaltet. 1994/95 renoviert, ist hier der erste Teil der
Dauerausstellung des Jüdischen Museums in Prag - über die älteste jüdische
Geschichte Böhmens und Mährens, von der ersten Ansiedlung bis zur Emanzipation -
zu sehen.
Die Maisel-Synagoge in Prag, heute Teil des Jüdischen Museums in
Prag, Blick von der Empore in den Innenraum. Mit freundlicher Genehmigung des
Jüdischen Museums in Prag.
Mantel des Schlomo Molcho. Mit freundlicher Genehmigung des
Jüdischen Museums in Prag.
In der Maisel-Synagoge sind heute auch Mantel und Wimpel des
berühmten sephardischen Kabbalisten Schlomo Molcho (1500 - 1532) ausgestellt.
Als Diego Perez wurde er in Lissabon als Sohn von „Marranen", bei der
Rekatholisierung der iberischen Halbinsel zwangsgetauften Juden geboren. Bereits
im Alter von 21 Jahren am Hofe Manuels I. zum Sekretär des königlichen Rates und
Gerichtsschreiber ernannt, konvertierte er 1525 zum Judentum zurück und nahm den
Namen Schlomo Molcho an. 1527 floh er vor der Inquisition ins Osmanische Reich
und studierte in der bedeutenden sephardischen Gemeinde Saloniki die Kabbala.
Dann ging er nach Safed – das Zentrum der Kabbalisten, und Jerusalem. Später
erklärte sich Rabbi Molcho zum Messias. Ab 1529 bereiste er vor allem Italien.
Papst Clemens VII, den er um Unterstützung für die „Marranen" ersuchte, bot ihm
seinen Schutz an. 1532 wandte sich Molcho auch an Kaiser Karl V. in Regensburg.
Doch dieser ließ ihn als Häretiker verhaften, nach Mantua bringen und vor ein
Inquisitionsgericht stellen. Als Molcho sich weigerte zu widerrufen, wurde er
zum Tode verurteilt und 1532 auf dem Scheiterhaufen in Mantua verbrannt. Zu
seinen Hauptwerken zählen Sefer HaMefo’ar und Chayas Kaneh. Sein
Mantel und Wimpel gelangten als Reliquien im 17. Jahrhundert nach Prag.
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