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„Anmerkung: Prominent"

Die Geschichte der Familie Winterstein 1867 – 1945

Tina WALZER

Werner Winterstein hat mit der Geschichte seiner Familie ein Buch vorgelegt, das berührt und fesselt zugleich. Im Zentrum steht die Geschichte dreier Brüder, Robert, Max und Paul Winterstein. Ihr Schicksal ist paradigmatisch für die Situation, in der sich großbürgerliche Familien mit jüdischem Hintergrund zu Beginn des 20. Jahrhunderts wiederfanden: Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch der alten Ordnung in schwierige Lebensumstände geworfen, mit einer Zeit, in der vieles möglich, manches aber auch unerreichbar war konfrontiert, zunehmendem Antisemitismus ausgesetzt, und schließlich vom NS-Regime verfolgt, beraubt, ermordet. Eindrücklich wird die Entwicklung der Protagonisten verständlich gemacht, aus vielen Privatdokumenten entsteht ein intimes Bild der prominenten Familie im Wechsel der Zeiten, von der Monarchie über die Erste Republik bis hin zu den Überlebenden des NS-Regimes. Werner Wintersteins Großvater, Dr. Robert Winterstein (1874 – 1940) war Generalprokurator der Ersten Republik, Bundesratsmitglied und Justizminister der Regierung Schuschnigg. An ihm nahmen die Nazis blutige Rache für die gerichtliche Verfolgung der illegalen Nationalsozialisten, die an der Ermordung von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß beteiligt gewesen waren. Mit dem sogenannten Prominenten-Transport wurde Robert Winterstein ins KZ Dachau deportiert, und 1940 im Steinbruch des KZ Buchenwald erschossen. Sein jüngerer Bruder Dr. Max Winterstein (1868 – 1942) war Augenarzt in Pilsen und kam im Lager Theresienstadt um, Frau und Kind wurden weiter nach Auschwitz deportiert und ermordet. Auch Roberts jüngster Bruder Paul (1876 – 1945), hochdekorierter Offizier der k. u. k. Armee, überlebte Theresienstadt nicht. Er starb nach der Befreiung am 23. Mai 1945. Werner Wintersteins Vater Peter, unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten fristlos entlassen, floh nach Amsterdam, wurde 1941 dort verhaftet und ins KZ Mauthausen verschleppt. 7 Jahre lang von seiner Familie getrennt, überlebte er nur um ein Haar das Konzentrationslager. Die letzten Jahre, die Nachkriegszeit, schildert Werner Winterstein aus der eigenen Perspektive, der Erinnerung eines Kindes, konfrontiert mit Tod, Überleben und der amerikanischen Befreiung im Salzkammergut.

Magda Winterstein mit ihren Söhnen, 1908. li.: Claus, re.: Erich, sitzend: Peter. Mit freundlicher Genehmigung W. Winterstein.

General von Schuschnigg (li) mit Dr. Robert Winterstein, 14. August 1933. Mit freundlicher Genehmigung W. Winterstein.

Werner Winterstein: „Anmerkung: Prominent" Die Geschichte der Familie Winterstein 1867 – 1945. Wien-Köln-Weimar: Böhlau Verlag 2008. Preis: Euro 29,90.-

 

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